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Rumherstellung in Flensburg
Das Gold der Karibik, der „Pure Rum“, der mit über 70% in Flensburg ankam, war pur zu stark zum Trinken. Er reifte in den Kellern und Lagern der Flensburger Rumfabrikanten, bevor sie ihn mit Wasser auf Trinkstärke herabsetzten.
Und so wie jede Plantage auf den Inseln schon seinen eigenen Rumtyp destillierte, so hatte auch jedes Rumhaus in Flensburg seine eigene „Mischung“, sein eigenes, ganz spezielles Rezept bei der Zusammensetzung seiner Rumsorten.
Dies ergab eine unglaubliche Vielfalt und köstliche Qualitäten vorzüglicher Art. Damit begründete Flensburg seinen Ruhm als Rumstadt.
Mitte des 18. Jahrhunderts soll es an die 200 Branntwein-Brenner in den Kellergewölben und Hinterhöfen der Altstadt gegeben haben. Denn jedem Bürger war es gestattet, wenn die Bevölkerung ausreichend mit Brot versorgt war und es mehr Korn gab, als benötigt wurde, daraus Branntwein herzustellen.
Dies – und auch der hohe Zoll auf ausländischen Rum – führte zur Erfindung des „Rumverschnitts“. Die Mischung von Kornbranntwein (später Kartoffelalkohol) mit dem aromatischen, hochprozentigen Zuckerrohrdestillat, ergab ein beliebtes Getränk, das in großen Mengen vor allem an die Walfänger nach Norwegen verkauft wurde.
Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es rund 30 Rum- und Spirituosenhersteller. Durch Kriege, Grenzverschiebungen, technischen Fortschritt und veränderten Wettbewerb reduzierte sich die Anzahl der Betriebe, und die großen kauften die kleineren.
Seit 1998 die Kaufmannsfamilie Dethleffsen aus dem Stammgeschäft der Spirituosen ausstieg, halten noch eine Handvoll Rumhäuser die alte Tradition am Leben: u.a. die Firmen Johannsen und Braasch.